Die Kopfschmerzen sind bohrend, die Dämonen und bösen Geister wollen nicht aus dem Kopf des Jägers verschwinden. Dazu kommen Übelkeit und Erbrechen, Empfindlichkeit gegenüber Geräuschen, Licht und Gerüchen und die Verschlimmerung der Beschwerden bei körperlicher Aktivität. Seit Monaten schon wird er von diesen Anfällen gequält, der beste Speerkämpfer des Stammes kann dann nur noch wimmern und sich nicht mehr bewegen. Also greift der Heilkundige zum äußersten Mittel, um die Dämonen aus dem Schädel entweichen zu lassen. Mit einem Steinwerkzeug öffnet er die Schädeldecke des Jägers, um ihn von seinen Schmerzen zu erlösen…
Kopfschmerzen als Begleiterscheinung von Migräne sind schon seit der Steinzeit bekannt, und auch die Alten Ägypter und Babylonier haben sich damit befasst, dieses lästige Leiden in den Griff zu bekommen. Viele Gelehrte haben sich in den kommenden Jahrhunderten mit der Therapie von Kopfschmerzen beschäftigt, unter anderem der berühmte griechische Arzt Hippokrates. Er erkannte ca. 400 vor Christus erstmals die Aura als einen möglichen Vorboten eines Kopfschmerzes und als Ursache „Dämpfe, die vom Magen in den Kopf aufsteigen“. Die erste umfassende Beschreibung der Symptome einer Migräne mit einem halbseitigen Kopfschmerz sowie Schwitzen, Übelkeit und Erbrechen wurde im zweiten Jahrhundert von Aretaios dokumentiert. Er grenzte somit gleichzeitig die Migräne von anderen Kopfschmerzformen ab.
Die Migräne ist eine neurologische Erkrankung, unter der rund zehn Prozent der Bevölkerung leiden. Sie tritt bei Frauen etwa dreimal so häufig auf wie bei Männern und hat ein breit gefächertes Krankheitsbild. Migräne ist bei Erwachsenen typischerweise gekennzeichnet durch einen periodisch wiederkehrenden, anfallartigen, pulsierenden und halbseitigen Kopfschmerz, der von zusätzlichen Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Lichtempfindlichkeit (Photophobie) oder Geräuschempfindlichkeit (Phonophobie) begleitet sein kann. Bei manchen Patienten geht einem Migräneanfall die sogenannte Migräneaura voraus, während der insbesondere optische oder sensible Wahrnehmungsstörungen auftreten. Sie tritt in etwa 15 bis 20 Prozent der Migräneanfälle auf und ist das entscheidende diagnostische Kriterium zur Unterscheidung zwischen einer klassischen Migräne (Migräne mit Aura) und einer gewöhnlichen Migräne (Migräne ohne Aura).
Migräne ist chronisch und unheilbar – und vererblich
Eine Attacke dauert bis zu drei Tage und macht Betroffene nahezu handlungsunfähig. Migräne ist chronisch und unheilbar – und kann unter gewissen Umständen erblich sein, wie Neurowissenschaftler am Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Universität Zürich (UZH) in Zusammenarbeit mit der Universität Padua festgestellt haben. Sie haben laut der „Neuen Zürcher Zeitung“ den Mechanismus bei der sogenannte familiären hemiplegischen Migräne Typ 2 (FHM2) identifiziert: Die genetische Mutation, die diese Form der Migräne verursacht, verhindert, dass bestimmte Hirnzellen, die für Schmerzverarbeitung zuständig sind, überschüssige Reize abbauen. Stattdessen rufen sie starke Kopfschmerzen hervor. Die genauen Ergebnisse sind im renommierten Fachjournal „Science Advances“ veröffentlicht worden.
Aber wie lässt sich Migräne mit ihren sehr unangenehmen Begleiterscheinungen bekämpfen, um die Auswirkungen zu lindern? Neben den gängigen Migräneprophylaktika wie Betablocker, Flunarizin, Valproat und Topiramat (die aber weitreichende Nebenwirkungen haben und bei vielen Patienten mit bestimmten Erkrankungen gar nicht angewendet werden dürfen) existieren auch natürliche Möglichkeiten, die Dauer, Schwere und Häufigkeit von Migräneattacken zu reduzieren. Dazu gehören vor allem das Coenzym Q10, Magnesium und Vitamin B2. Das sind Mikronährstoffe, die in bestimmte Energiestoffwechselvorgänge eingreifen und den Verlauf von Migräneattacken positiv beeinflussen können. Als nichtmedikamentöse Maßnahmen werden den Betroffenen übrigens auch ein geregelter Schlaf, der Abbau von Stress, eine Reduktion des Alkoholkonsums und die Meidung von Triggerfaktoren empfohlen.
Vitamin B2: Wichtiger Einfluss auf den
mitochondrialen Energiestoffwechsel
Vitamin B2 (Riboflavin) erfüllt weitreichende Aufgaben im Eiweiß- und Energiestoffwechsel und ist im Volksmund auch als das „Wachstums“-Vitamin bezeichnet wird. So trägt Riboflavin zu einem normalen Energiestoffwechsel, zur Erhaltung normaler roter Blutkörperchen, zu einem normalen Eisenstoffwechsel, zur Erhaltung normaler Sehkraft, zur Erhaltung normaler Haut und zur Erhaltung normaler Schleimhäute bei. Ferner trägt Riboflavin ebenfalls zu einer normalen Funktion unseres Nervensystems bei. Zudem trägt es zur Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung bei. Schließlich trägt es auch dazu bei, die Zellen vor oxidativen Stress zu bewahren.
Vitamin B2 wirkt sich positiv auf den sogenannten mitochondrialen Energiestoffwechsel aus. Sind die Mitochondrien als die Kraftwerke unseres Körpers nicht mehr voll funktionsfähig, können zahlreiche Krankheiten die Folge sein. „Bei der Pathogenese der Migräne wird unter anderem auch eine Störung des mitochondrialen Energiestoffwechsels diskutiert. Da Vitamin B2 als Coenzym in der Atmungskette (Komplex I und II) fungiert, untersuchten belgische Wissenschaftler im Jahre 1998 in einer randomisierten und doppelblinden klinischen Studie an 55 Patienten mit Migräne, ob Vitamin B2 die Häufigkeit und Schwere der Migräneattacken reduzieren kann“, meldet beispielsweise „Deutsche Apotheker Zeitung“. Das Ergebnis: Patienten, die über einen Zeitraum von drei Monaten täglich 400 mg Vitamin B2 erhielten, hatten eine gesunkene Häufigkeit von Migräneanfällen (von 3,8 auf 1,8), und ebenso hat sich die Dauer und der Schweregrad der Attacken durch die Einnahme von Vitamin B2 signifikant verringert. Bei den Probanden, die anstelle der hohen Vitamin B2-Dosis ein Placebo bekamen, war die Häufigkeit der Attacken unverändert.
Es ergibt also Sinn, Vitamine sehr hochdosiert zu sich zu nehmen. Schließlich kann der Körper – mit Ausnahme von Vitamin D – Vitamine nicht selbstständig nennenswert und bedarfsdeckend durch den Stoffwechsel erzeugen. Das bedeutet also, dass wir sie regelmäßig über die Nahrung unserem Körper zuführen müssen. Denn dies führt nicht nur zu einer allgemein besseren Gesundheit, sondern hilft auch bei vielen konkreten Beschwerden sofort weiter. Ein Beispiel dafür ist eben die Migräne.
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