Menschen, die vor 8.30 Uhr mit dem Essen beginnen, hatten niedrigere Blutzuckerwerte und eine geringere Insulinresistenz, was das Risiko für die Entwicklung von Typ-2-Diabetes verringern könnte.
Der Diabetes ist zu einer gefährlichen Volkskrankheit geworden, die nicht selten auch tödlich verlaufen kann. Denn Organe, Blutgefäße und Nerven können durch die Stoffwechselerkrankung so geschädigt werden, dass Herzinfarkt, Schlaganfall, Nierenschwäche, Netzhautschäden und Nervenstörungen sowie zahlreiche andere bedrohliche Erkrankungen mehr die Folge sein können. Die Zahlen sind besorgniserregend: In Deutschland gibt es aktuell mehr als sieben Millionen Menschen mit Diabetes. Dies ist eine Steigerung um 38 Prozent seit 1998. Pro Jahr kommen mehr als 500.000 Neuerkrankungen hinzu. Und weltweit leiden mehr als 425 Millionen Menschen heute an Diabetes, das entspricht fast einer Verdreifachung gegenüber 2014. Oder anders ausgedrückt: Somit ist einer von elf Menschen weltweit an Diabetes erkrankt, bis 2045 soll es rund 630 Millionen Patienten sein, schätzen Experten.
Kurz gesagt ist Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) ein Überbegriff für verschiedene Störungen des Stoffwechsels, heißt es beim Bundesministerium für Gesundheit. „Allen gemeinsam ist, dass sie zu erhöhten Blutzuckerwerten führen, weil die Patientinnen und Patienten einen Mangel am Hormon Insulin haben und/oder die Insulinwirkung vermindert ist. Die Hauptformen sind der Typ-1- und der Typ-2-Diabetes mellitus. In Deutschland leiden circa 7,2 Prozent der Erwachsenen im Alter von 18 bis 79 Jahren an Diabetes mellitus. Circa 90 bis 95 Prozent davon sind an Typ-2-Diabetes erkrankt.“
Typ-2-Diabetes: Es stehen verschiedene Therapiebausteine zur Verfügung
Während Typ-1-Diabetes durch einen absoluten Mangel des Hormons Insulin verursacht wird und bisher nicht heilbar ist, sodass die Patienten ihr ganzes Leben lang Insulin spritzen müssen, entsteht Typ-2-Diabetes zum einen durch eine verminderte Empfindlichkeit der Körperzellen für Insulin (Insulinresistenz), und zum anderen führt eine jahrelange Überproduktion von Insulin zu einer „Erschöpfung“ der insulinproduzierenden Zellen. „Neben einer erblichen Veranlagung gelten Übergewicht und Bewegungsmangel als die wichtigsten Verursacher eines Typ2-Diabetes. Es stehen verschiedene Therapiebausteine zur Verfügung. Am wichtigsten sind zunächst regelmäßige Bewegung, angepasste Ernährung und ein normales Körpergewicht“, erklärt das Bundesministerium für Gesundheit.
Frühstück vor 8.30 Uhr für niedrigere Blutzuckerwerte
Aufklärung und Vorbeugung sind laut Bundesministerium für Gesundheit die entscheidenden Stellschrauben zur Bekämpfung von Diabetes. Eine neue Studie macht dementsprechend Hoffnung, sich vor Typ-2-Diabetes schützen zu können. Menschen, die vor 8.30 Uhr mit dem Essen beginnen, hatten niedrigere Blutzuckerwerte und eine geringere Insulinresistenz, was das Risiko für die Entwicklung von Typ-2-Diabetes verringern könnte, so die Studie, die auf der Jahrestagung ENDO 2021 der Endocrine Society, der internationalen medizinischen Organisation auf dem Gebiet der Endokrinologie und des Stoffwechsels, vorgestellt wurde.
„Wir fanden heraus, dass Menschen, die früher am Tag zu essen begannen, niedrigere Blutzuckerwerte und eine geringere Insulinresistenz aufwiesen, unabhängig davon, ob sie ihre Nahrungsaufnahme auf weniger als zehn Stunden am Tag beschränkten oder ihre Nahrungsaufnahme auf mehr als 13 Stunden täglich verteilten“, wird die leitende Forscherin Marriam Ali, M.D. von der Northwestern University in Chicago, in der Pressemitteilung zitiert. Der Hintergrund: „Aufgrund der Zunahme von Stoffwechselstörungen wie Diabetes wollten wir unser Verständnis von Ernährungsstrategien erweitern, um dieses wachsende Problem anzugehen“, stellt Marriam Ali heraus. Frühere Studien haben gezeigt, dass zeitlich begrenztes Essen, das das Essen auf einen verkürzten Zeitrahmen pro Tag festigt, durchweg eine Verbesserung der Stoffwechselgesundheit bewirkt hat. Das Forscherteam wollte also wissen, ob das Essen zu einem früheren Zeitpunkt am Tag die Stoffwechselmaßnahmen beeinflusst.
Insulinresistenz war bei kürzeren Essintervalldauern höher
Die Forscher analysierten die Daten von 10.575 Erwachsenen, die an der „National Health and Nutrition Examination Survey“ teilgenommen hatten, um festzustellen, ob die Dauer und der Zeitpunkt des Essens mit dem Nüchternblutzuckerspiegel und der geschätzten Insulinresistenz zusammenhängen. Der Nüchternblutzuckerspiegel unterschied sich zwischen den Essintervallgruppen nicht signifikant. Die Insulinresistenz war bei kürzeren Essintervalldauern höher, aber bei allen Gruppen mit einer Essstartzeit vor 8:30 Uhr niedriger.
Die Forscher teilten die Teilnehmer in drei Gruppen ein, abhängig von der Gesamtdauer der Nahrungsaufnahme: weniger als zehn Stunden, zehn bis 13 Stunden und mehr als 13 Stunden pro Tag. Anschließend bildeten sie sechs Untergruppen, basierend auf der Startzeit der Essensdauer (vor oder nach 8:30 Uhr). Die Insulinresistenz war höher bei kürzerer Essensintervalldauer, aber niedriger in allen Gruppen, die vor 8:30 Uhr mit dem Essen begonnen hatten. Diese Ergebnisse deuten laut der Forscher darauf hin, dass das Timing stärker mit metabolischen Messwerten assoziiert ist als die Dauer.
Übrigens: Höchst relevant bei der Prävention des Diabetes ist übrigens der Zuckerkonsum. Zwischen diesem, Übergewicht und Typ-2-Diabetes besteht ein direkter Zusammenhang, wie eine Studie im Rahmen des „Deutschen Gesundheitsbericht Diabetes 2017” herausstellt. Kurz gesagt lautet ein Ergebnis: Studienteilnehmer, die mehr als 250 Milliliter eines zuckerhaltigen Getränks täglich verzehrten, hatten ein circa 1,8-fach höheres Risiko, in den nächsten fünf Jahren an Diabetes zu erkranken, als Teilnehmer, die weniger als 250 Milliliter pro Woche verzehrten. Da zuckerhaltige Getränke eine Gewichtserhöhung verursachen, muss erwartet werden, dass die Gewichtszunahme das Diabetesrisiko entsprechend erhöht, schreiben die Autoren.
Zuckerersatzstoffe und Süßstoff vermeiden
Zumal Zucker auch weitere enorme Risiken birgt, die über den Diabetes hinausgehen. Eine andere Studie hat ergeben, dass Menschen, deren Zuckerkonsum mehr als 21 Prozent (etwa 105 Gramm) der täglichen Kalorienaufnahme betrug, ein 2,4-fach höheres Sterblichkeitsrisiko aufgrund kardiovaskulärer Erkrankungen haben. Auch Zuckerersatzstoffe und Süßstoff sollten vermieden werden, da sie in größeren Mengen Heißhunger und Übergewicht fördern. Als Durstlöscher am besten geeignet sind Wasser und ungesüßte Kräutertees.
Durch eine professionelle und individuell angepasste Ernährungsumstellung können Patienten einer Erkrankung wie dem Diabetes vorbeugen und den Verlauf sogar positiv beeinflussen. Auch Medikamente können reduziert oder gar abgesetzt werden. Wichtig ist, ausgehend von den jeweiligen gesundheitlichen Bedürfnissen und Herausforderungen die richtige Art und Weise der Ernährung zu finden. Denn oftmals bedarf es eines Impulses von außen, um etwas zu ändern. Und natürlich des Wissens, was eigentlich genau zu tun.
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