„Die erste Tasse netzt mir Lippen und Kehle. Die zweite verscheucht meine Einsamkeit, die dritte durchdringt mein unfruchtbares Innere, um darin nichts weiter als einige fünftausend Bände wunderlicher Ideogramme zu finden. Die vierte Tasse erregt einen leichten Schweiß – alles Schlechte des Lebens schwindet durch meine Poren dahin. Bei der fünften Tasse bin ich geläutert; die sechste ruft mich ins Reich des Unvergänglichen. Die siebente Tasse – ah, aber ich kann nicht weitertrinken. Ich fühle nur den kühlen Windhauch, der sich in meinen Ärmeln fängt. Das Paradies, wo liegt es? Lasst mich mit diesem lieblichen Windhauch segeln und dorthin schweben.“
Das schreibt Lo-Tung, Dichter der Tang-Dynastie, vor etwa 1500 Jahren. Doch wovon spricht er eigentlich? Genau, vom Grünen Tee, dem legendären Getränk des Alten China! Dieser wurde lange vor
Lo-Tungs euphorischem Text entdeckt, nämlich vor etwa 5000 Jahren. Damals saß einer der mythischen ersten Kaiser von China, Shen Nung, im Schatten eines Strauches, um Wasser abzukochen und
sich so zu erfrischen. Während das Wasser kochte, wehte der Wind Blätter dieses Strauches in den Topf mit kochendem Wasser. Als nun Shen Nung von dem grünlichen Wasser trank, verspürte er
sofort die angenehm erfrischende, stimulierende Wirkung dieses Getränks und entwickelte augenblicklich das chinesische Schriftzeichen dafür: „Cha“. Bis heute steht dieses Schriftzeichen für
„Tee“.
Viel Koffein im Grünen Tee
2732 vor Christus soll Shen Nung die Wirkung des Tees und anderer von ihm entdeckten Heilkräutern in einem Buch zusammengefasst haben, in welchem er wichtige physiologische
und psychologische Wirkungen von Koffein genannt hatte, von dem im Grünen Tee eine ganze Menge vorhanden ist. In dem Buch berichtet er von einer diuretischen,
bronchodilatierenden, stimulierenden und stimmungsaufhellenden Wirkung von Tee.
Zwar finden sich erst in Auflagen des Buches des legendären Kaisers aus dem siebten Jahrhundert unserer Zeitrechnung Informationen zur Heilwirkung von Tee. Aber schon
in grauer Vorzeit wurde Tee als wertvolles Produkt angesehen. So fanden Archäologen Tee im Grab eines Herrschers der Han-Dynastie im westlichen Tibet, der vor ca. 2100
Jahren verstorben ist. Da aber in diesem Teil Tibets Tee nicht gedeihen kann, musste also schon ein reger Handel damit geherrscht haben – schon die Alten hatten also
die Bedeutung des Tees für sich erkannt!
Tee als Ersatz für Alkohol
Etwa 220 vor Christus berichtet beispielsweise der Arzt und Chirurg Hua Tao, dass Tee Aufmerksamkeit und Konzentration steigert, und ein Feldherr
wollte Tee gegen seine Depressionen trinken. Später soll der Kaiser Wu Ti aufgrund des um sich greifenden Reisweinkonsums in China Tee als Ersatz für
Alkohol propagiert haben, was seine Nachfolger weiterhin mit Nachdruck verfolgten. Somit begann sich Tee ab dem vierten Jahrhundert nach Christus
langsam als Genussmittel durchzusetzen. Heute wissen wir noch viel mehr über die Wirkung des Koffeins im Grünen Tee. Zum einen nehmen wir pro Tasse
wesentlicher weniger Koffein zu uns als bei einer Tasse Kaffee. Denn für eine Tasse Kaffee wird viel mehr Kaffeepulver verwendet als Teeblätter für
eine Tasse Tee. Dabei wirkt grüner Tee jedoch ungleich besser. Das liegt daran, dass Koffein im Grüntee nicht ruckartig über den Magen (wie beim
Kaffee), sondern langsam über den Darm ins Blut gelangt.
Grüner Tee könnte sogar gegen Alzheimer
helfen
Übrigens hat die japanische „Ohsaki-Studie“ mit mehr als 40.000 Erwachsenen im Alter von 40 bis 79 Jahren festgestellt, dass Grüner Tee
gut fürs Herz ist. Die Teilnehmer tranken jeden Tag mindestens fünf Tassen Grünen Tee – mit hervorragenden Ergebnissen: Bei den
männlichen Test-Teilnehmern sank die Sterberate um zwölf Prozent, bei den weiblichen um 23 Prozent. Und allein zwischen dem Jahr 2000
und 2013 zeigten mehrere Dutzend Studien, dass Grüntee-Wirkstoffe das Körpergewicht positiv beeinflussen.
Eine weitere Studie aus den USA weist darauf hin, dass Grüner Tee sogar gegen Alzheimer als die häufigste Demenzerkrankung
helfen kann. Die Studie des Forschungsteams rund um Dana Cairns wurde im Fachmagazin „Free Radical Biology and Medicine“
veröffentlicht. In der Studie wurden diverse Wirkstoffe getestet, die die sogenannte Alzheimer-Plaques hemmen soll. Bei den
Plaques handelt es sich um strukturell veränderte Bereiche im Gehirn, welche die Erkrankung auslöst. Der Pflanzenstoff
Catechine nun, der zum Beispiel in Grünem Tee vorkommt, kann gegen die Plaques ankämpfen. Vermutet wird, dass er den Ausbruch
der Erkrankung verlangsamen und möglicherweise sogar komplett verhindern könnte. Insgesamt haben die Forschenden 21
verschiedene Stoffe auf ihre Fähigkeit, das Wachstum von sogenannten Beta-Amyloid-Plaques zu verhindern, hin untersucht.
Übrigens: Wer aufgrund des etwas bitteren Geschmack ungern Grünen Tee trinkt, kann die natürlichen Wirkstoffe auch über
Kapseln zu sich nehmen. Wichtig dabei: auf die Qualität achten. Für sehr hochwertige Grüntee-Vitalstoffe sollte man nur
die Frühlingsernte beziehungsweise Winterernte verwenden, weil die große Hitze des Sommers die Qualität des Teeblattes
erheblich beeinträchtigt.
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